Die Reptilien

Aspisviper (Vipera aspis): Im ganzen Gebiet von Belluno vorhanden, von den Talgründen bis auf 2000 m Höhe. (foto F. Padovan)

     Unter den Reptilien sind die Echsen (Sauri) sehr interessant. Man kann diese Arten leicht antreffen, wie zum Beispiel die Smaragd Eidechse (Lacerta viridis), einen großen und ruhelosen Einzelgänger. Sie lebt in trockenen Zonen und das Männchen stellt einen grünblauen Hals - im Kontrast mit dem strahlend grünen Körper - zur Schau. In den Bergen und den feuchten Gebieten ist die gemeine Eidechse von der Berg-Eidechse oder Wald-Eidechse (Lacerta vivipara) ersetzt, die schon lebende Junge zur Welt bringt, während die „Horvarth Eidechse“ (Lacerta horvathi) sehr selten vorkommt. Sie ist nicht im Museum vorhanden, doch in den felsigen östlichen Gebieten unserer Halbinsel verbreitet. Vor kurzem ist sie auch im Norden der Provinz von Belluno (im Val Visdende) gesichtet worden. Die Blindschleiche (Anguis fragilis) ist in Wirklichkeit keine Schlange ohne Augen, sondern eine harmlose Eidechse ohne Beine und mit kleinen Augen versehen: hiervon zeugt die Angewohnheit, bei Gefahr den Schwanz unabhängig vom restlichen Körper abzulösen, genau wie bei den gemeinen Eidechsen.
     Unter den Schlangen stechen die gefürchteten Aspisviper (Vipera aspis), die Kreuzotter (Vipera berus) und die Hornviper (Vipera ammodytes) hervor: es sind herrliche Reptilien, die in ihrem Wohngebiet das vorwiegend aus trockenen Gesteinsmassen besteht, sich sehr mimetisch verhalten. Charakteristisch sind ihre ellipsenförmigen Pupillen, der keilförmige Rumpf, der vom Körper gut zu unterscheidende Kopf und der kurze Schwanz. Sie sind in der ganzen Provinz vorhanden, außer der Hornviper, die im nördlichsten Teil der Provinz von Belluno anzutreffen ist. Es handelt sich um Giftschlangen, deren Biss für den Menschen und vor allem für die Kinder gefährlich sein kann. Zum Unterschied der Nattern besitzen sie zwei kanalisierte Giftzähne, in denen das Gift von einer Drüse herausfließt. Die Nattern hingegen machen von einem Gift Gebrauch, das nicht für den Menschen gefährlich ist, sondern dazu dient, die Beute zu lähmen und zu töten. Das Gift wird von der Ohrspeicheldrüse ausgeschieden, wie bei der Ringelnatter (Natrix natrix); diese lebt besonders gerne im Wasser, ist eine gewandte Schwimmerin und von einem hellen Streifen auf dem Nacken charakterisiert. Wenn sie gestört wird, beißt sie selten, stößt aber eine stark riechende Flüssigkeit aus. Die Bauern treffen oft während des Heuens auf die Äskulapnatter (Elaphe longissima), von ihnen auch „anda“ genannt. Sie tötet ihre Beute, indem sie mittels ihrer Spirale das Tier umschlingt und es erwürgt. Im Schaukasten ist eine seltene ganze Schlangenhaut der Natter ausgestellt: es handelt sich um ihr Schuppenkleid, von dem sie sich während der Häutung befreit. Sehr bekannt ist auch die Karbonarschlange (Coluber viridiflavus), örtlich wird sie auch „carbonaz“ genannt wegen ihrer schwarzen Farbe, die sie annehmen kann (Melanismus). Sie ist sehr bissig, lebt auf dem Boden und kann aber auch auf der Suche nach Nestern und Eiern auf die Bäume klettern.

Morphologie der Reptilien
     Zur Klasse der Reptilien gehören auf dem Land lebende Wirbeltiere. Ihr Körper ist mit charakteristischen Schuppen überzogen, diese entspringen der Haut. Es sind wechselwarme Tiere, die ihre Körpertemperatur mit der Temperatur ihrer Umwelt, in der sie leben, regeln: deshalb verbringen sie einen Teil ihrer Zeit an der Sonne und lieben generell freie trockene Gebiete und südlich gelegene Hänge.
     Es sind eierlegende Tiere und sie haben Embryone die von der Fruchtblase (amnios) beschützt sind; diese enthält das Fruchtwasser, das den Fetus beschützt.
     In der Provinz von Belluno leben nur die Angehörigen der Ordnung der Schuppenkriechtiere, Eidechsen und Schlangen einbegriffen.
     Bei den Schlangen ist das Skelett mit Wirbeln und Rippen verknöchert; sie sind so angebracht, dass sie dem Tier sehr bewegliche Glieder geben. Im Besonderen sind die Kieferknochen beweglich und der Unterkiefer ist getrennt, das erlaubt ihnen somit auch das Hinunterschlucken von mittelgroßer Beute. Ohne Füße (apodi) setzen sie sich mit wellenförmigen Bewegungen des Körpers fort. Sie sind fähig, alle Unebenheiten des Bodens dank sehr entwickelter Muskeln auszunützen, wobei die Bauchschuppen sich gegen den Boden drücken und den Körper verhindern zurückzurutschen.
     Ihre Haut, die nicht elastisch ist, wird während der Häutung gewechselt (manchmal zwei- bis viermal im Jahr); man kann sie auch ganz auffinden (esuvia). Die Zahl, die Form und die Anordnung der Schuppen sind wichtige Hinweise, um das Tier zu bestimmen.
     Das wichtigste Sinnesorgan der Schlangen ist die nach außen biegsame und gespaltene Zunge, die Luftproben aufnimmt, um sie in einer Aushöhlung des Gaumens, wo sich das Organ von Jacobson befindet, zu analysieren. Zusätzlich spüren die Schlangen die vom Boden geleiteten Vibrationen, haben aber eine sehr kurze Sehkraft.
     Die Eidechsen (sauri – Echsen) haben einen Körper mit Füssen und gut entwickelten Gliedern mit fünf Fingern und langen Nägeln. In der Blindschleiche sind sie jedoch so zurückgegangen, dass sie ganz verschwunden sind; sie ist jedoch eine Echse. Die Eidechsen sind eierlegende oder lebend gebärende Tiere; je nach der Art und so wie die Schlangen verbringen sie den Winter im Winterschlaf, da sie wechselwarme Tiere sind.