Die Vögel

Rohrdommel (Botarus stellaris): Mit seinem zur Tarnung charakteristischen Federkleid ist er perfekt der Umwelt des Röhrichts angepasst. (foto I. Fossa)

     Die Vogelgruppe ist mit vielen Sesshaften- oder Zugvögeln vertreten. Unter den Wasservögeln, sie sind ausgezeichnete Schwimmer und Taucher, lebt hier der Prachttaucher (Gavia arctica) sowie auch der Sterntaucher (Gavia stellata). Es sind seltene Arten, die man während des Durchzugs im Herbst im See S. Croce beobachten kann: sie sind geschickte Fischer und ihr Federkleid ist durch einen schneeweißen Bauch gekennzeichnet.
     Den Haubentaucher (Podiceps cristatus) sieht man zur Zeit der Migration häufig im See von S. Croce; seit den achtziger Jahren nistet er hier. Sein Kopf und sein Hals sind mit einem Federbüschel und einem Halsband geschmückt. Bei den Ethologen ist er für seine Balz bekannt, das sind rituelle Tänze, die mit einem Hochzeitsgeschenk (einem kleinen Fisch oder Pflanzenteile) enden.
     Die Rohrdommel (Botarus stellaris) und die Zwergdommel (Ixobrychus minutus) tarnen sich perfekt im Röhricht der Seelandschaft; sie bleiben unbeweglich aufrecht mit dem Schnabel in die Höhe gerichtet stehen – Pfahlstellung. Sie sind auf dem See im Durchzug dort, wo die Zwergdommel auch genistet hat.
     Unter den Reihern ist der Graureiher (Ardea cinerea) sehr verbreitet, wir finden ihn längs des Piave und seinen Zuflüssen. Er ist ein Stelzvogel mit langen Beinen und einem charakteristischen langsamen Flug, bei dem er den Hals nach hinten biegt und die Beine gegen den Schwanz hin ausgestreckt hält. Nur wenige Paare nisten auf hohen Buchen am Ostufer des Sees von Arsiè.
     Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist ein guter Fischer und ernährt sich mit seinem Hakenschnabel nur von Fischen. Er ist das erste mal vor 20 Jahren am See S. Croce beobachtet worden. Seit dem kann man ihn in den Gewässern der Provinz Belluno häufiger antreffen.
     Sehr zahlreich vertreten sind auch die Enten in der Migration. Bei diesen Vögeln sticht der sexuelle Dimorphismus hervor, das Männchen ist fast das ganze Jahr über bunter als das Weibchen. Die Stockente (Anas platyrhynchos) ist eine Schwimmente die in seichten Gewässern lebt, sich ohne zu tauchen ernährt und mit Sprüngen auffliegt. Das Männchen weist einen dunkelgrünen Kopf und eine braune Brust auf. Bei der Knäkente (Anas querquedula) hingegen weist das Männchen einen weißen Strich auf braunem Kopf auf. Die Tauchenten bevorzugen tiefere Gewässer, wo sie eintauchen, um sich zu ernähren, und dann nach einem lärmenden Anlauf auf dem Wasser wieder den Flug aufnehmen. Unter ihnen finden wir auch die Reiherente (Aythya fuligula), das Männchen ist schwarz mit weißem Bauch und trägt einen Federbüschel auf dem Kopf; die Tafelente (Aythya ferina) mit braunem Kopf und Hals, der Rücken ist hellgrau und der Bauch schwarz, und die Schellente (Bucephala clangula), das Männchen hat einen auffallenden Fleck vor dem Auge.
     Den größten Teil der Tagesraubvögel finden wir unter der Familie der Greifvögel; es sind Raubvögel mit spitzen Krallen, die ihre Beute im Flug aufnehmen, um sie dann mit dem Krummschnabel in Stücke zu reißen. In dieser Gruppe ist das Weibchen meist größer als das Männchen; sie besitzen einen charakteristischen Gleitflug, der die aufsteigende warme Luft nutzt, und sehr zweckmäßige scharfe Augen für die Jagd.
     Etwa dreißig Paare des Steinadlers (Aquila chrysaetos) leben in der Provinz von Belluno, vor allem auf den Felsen der hohen Berge; er ist der größte Raubvogel. Kleiner und verbreiteter ist der Mäusebussard (Buteo buteo), normalerweise ist er leicht zu erkennen und zu hören während er mit seinen typischen Kreisflügen über die weite Landschaft fliegt. Der Habicht (Accipiter gentilis) liebt mehr die Wälder, wo er überwiegend Vögel jagt, während der Braune Milan (nibbio bruno) in wenigen Zonen der Provinz Belluno nistet, er zieht es vor, an Seen und Flüssen zu leben.
     Der gewöhnlichste Greifvogel ist der Turmfalke (Falco tinnunculus), er ist sehr viel kleiner als die vorhergehenden Raubvögel und bekannt durch seinen Tiefflug und die seltsame Position des ,Heiligen Geistes’: auf halber Höhe mit ausgebreiteten, stillstehenden Flügeln schnell schwebend.
     Die Hühnervögel leben im Wald, in den Latschenfeldern und auf den Almwiesen im Hochgebirge. In dieser Gruppe gibt es einen ausgeprägten sexuellen Dimorphismus: Die Weibchen tragen eine Tarnfarbe und die Männchen ein lebhaftes Federkleid und auffällige rote Karunkeln. Sie besitzen eine reduzierte Flugfähigkeit, bei Gefahr bleiben sie im Gesträuch versteckt und fliegen nur im letzten Augenblick fort; ihre Beine sind manchmal mit Federn bedeckt. Sehr seltsam sind ihre Balzriten, in denen die Männchen sich in wahrhaften Gesangarenen zur Schau stellen. Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) zeigt einen schönen Fächerschwanz mit dunklen grünschattierten Federn. Das Männchen des Birkhuhns (Lyrurus tetrix), auch Bergfasan genannt, hat einen wunderschönen Leierschwanz, seine Unterseite ist weiß mit schwarzen grünhellblau schattierten Federn. Das Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) ist hingegen bekannt für sein schneeweißes Winterkleid, es tarnt sich perfekt auf den beschneiten Wiesen.
     Die Eulenvögel sind Nachtraubvögel, die mit zahlreichen Arten in der natürlichen und auch in der Kulturlandschaft leben. Sie haben einen charakteristischen lautlosen Flug, vom feinen Flaum begünstigt, der die Ränder ihrer Federn bedeckt. Ihre großen Augen sind frontal, speziell für die Nachtsicht geeignet. Sie haben große Krallen, um die Beute zu fangen, normalerweise kleine Säugetiere, einen Krummschnabel, um sie zu zerfetzen und eine reiche Produktion von Ausstoß unter ihrem Sitzplatz. Der Uhu (Bubo bubo) ist der größte europäische Nachtraubvogel, man findet ihn selten; mit charakteristischen, hochgestellten Federhörnchen auf dem Kopf kann er auch Hasen und die Jungen von Füchsen und Rehen jagen. Der Waldkauz (Strix aluco) ist gewöhnlicher als der Vorgehende, lebt in Wäldern, Parkanlagen und Gärten. Er jagt kleine Vögel und Mikrosäugetiere. Die Schleiereule (Tyto alba) mit charakteristischem, herzförmigem Gesicht kann auch auf Deckenböden und in Türmen nisten; sie verabscheut auch nicht die Spitzmäuse, welche normalerweise von den verhungertsten Raubvögeln abgelehnt werden. Der Kauz (Athene noctua) frequentiert alleinstehende Bäume und weite Felder, er jagt vor allem Insekten, Mäuse und kleine Vögel; wenn man ihn am Tage überrascht, schaukelt er sich und nickt als Alarmzeichen mit dem Kopf.
     Unter den Spechtvögeln gibt es zahlreiche Arten, die Gärten, Parkanlagen, vereinzelte Bäume und Wälder frequentieren. Es handelt sich um Vögel, die auf den Bäumen leben und auf den Fang lebender Larven im Holz aus sind; ihre Füße haben zwei Krallen, die nach vorn gerichtet sind und zwei nach hinten; mit starken Kielfedern stützen sie sich gegen die Stämme, ein spitzer Schnabel und eine klebrige Zunge sind die Waffen dieser Vögel. Ihre Anwesenheit erkennt man an den auffälligen Nestern, die sie kunstvoll in den Stämmen aushöhlen, an den zahlreichen Löchern, die sie herauspicken, um sich zu ernähren, und überdies an dem klassischen Trommeln. Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) ist die größte europäische Art; er lebt in reifen Wäldern und baut seine Nester in alten Bäumen. Der Grünspecht (Picus viridis) lebt auch in Parkanlagen sowie Gärten und kann sich mit seinem Ruf, einem lauten Lachen, verraten. Die gewöhnlichste Art ist der Buntspecht (Dendrocopus major), er ist fähig auch Haselnüsse zu öffnen und hat die Angewohnheit auf toten Ästen zu trommeln.
     Unter den Rabenvögeln leben hier zwei Krähenarten, die Rabenkrähe (Corvus corone) und die Nebelkrähe (Corvus cornix): Die Erste lebt im Gebiet, das sich vom Westen Zentraleuropas, auf einem Teil Italiens, bis nach Spanien ausdehnt; die Zweite im Raum von Zentraleuropa, Italien inbegriffen, und mehr nach Osten gegen Asien hin. Diese beiden Arten treffen sich auf einem 10 – 100 km breiten Flur, der den mittleren Teil der Alpen umfasst, dies verursacht fruchtbare Zwitterwesen. Der Kolkrabe (Corvus corax) lebt auf dem Hochgebirge und kann auch Hasen jagen, während die Alpendohle (Pyrrhocorax graculus) unweigerlich der Akrobat der Felsen auch über 3000 m Höhe ist. In unseren Wäldern lebt letzthin auch der Eichelhäher (Garrulus glandarius) mit unverkennbaren hellblauen Streifen auf den Flügelfedern; seine Anwesenheit erkennt man am rauen Krächzen.


Das Auerhuhn (Tetrao urogallus): Während der Balz singt das Männchen in einer „Hochzeitsstellung“; der Gesang ist ein Lockruf für die Weibchen. (foto I. Fossa)

Morphologie der Vögel
     Die Vögel sind Wirbeltiere mit konstanter Körpertemperatur (warmblütig) und ihr Körper ist mit Daunen und Federn bedeckt. Beide werden direkt von der Haut produziert; während die Daunen den ganzen Körper bedecken und dazu beitragen, die Körpertemperatur konstant zu erhalten, sind die Federn die tragende Struktur für den Flug. Die Federn und die Daunen werden periodisch beim Mausern und/oder im Herbst erneuert. Die Federn werden von einer fetten Flüssigkeit der Bürzeldrüse, einer Drüse, die sich auf dem Schwanz befindet, wasserundurchlässig gehalten.
     Die Vögel haben ein sehr leichtes Skelett mit pneumatischen das heißt hohlen Knochen, wo sich auch ein Teil der Luftblasen befinden, die direkt mit den Lungen verbunden sind und den Respirationsapparat bilden. Die vorderen Glieder sind als Flügel ausgewachsen, während die hinteren Glieder zur Fortbewegung auf dem Land und dem Wasser dienen.
     Der Schnabel der Vögel dient zur Aufnahme, zum Scharren und zum Zerkleinern des Futters. Er ist ein sehr vielseitiges Organ, das je nach der Art der Ernährung verschiedene Formen aufweist. Die Sehkraft ist sehr viel höher als die des Menschen entwickelt, auch das Gehör, es hilft den Nachtraubvögeln, von weitem das von der Beute hervorgebrachte Geräusch zu lokalisieren.
     Die Vögel sind eierlegende Tiere. Die Fortpflanzung erfolgt im Frühling, ihr vorausgegangen ist die Balz und die Wahl des Ortes, wo das Nest gebaut werden soll. Nach dem Eierlegen, dem Brüten und dem Ausschlüpfen der Küken werden die Jungvögel von den Eltern gemeinsam aufgezogen.