Die Säugetiere

Das Murmeltier (Marmota marmota): Es gräbt tiefe Gänge auf den Hochwiesen und stößt charakteristische Pfiffe als Alarmzeichen aus, um seine Genossen auf eine Gefahr aufmerksam zu machen. (foto I. Fossa)

     Im Museum sind die gewöhnlichsten Arten der Säugetiere unseres Gebietes ausgestellt. Aus Platzmangel sind einige von ihnen in die Nachbildungen im zweiten Stockwerk eingefügt, während die großen Raubtiere wie der Bär und der Luchs, die erst kürzlich wieder in unsere Berge zurückgekehrt sind, fehlen. Unter den ausgestellten Tieren im Saal finden wir Insektenfresser, es sind kleine Säugetiere mit einem charakteristischen spitzen Maul, dass mit einem kleinen ,Rüssel’ endet, der reich an Nervenenden zur Funktion des Tastsinnes ist. Die Zähne der Insektenfresser sind kegelförmig und alle gleich, die Sehkraft ist sehr kurz, während der Geruchssinn und das Gehör entwickelt sind. Zu ihnen gehört der Maulwurf (Talpa europea) mit kleinen gewissermaßen unbrauchbaren Augen. Er verbringt praktisch sein ganzes Leben unter der Erde und ernährt sich von Regenwürmern. Sein Körper und seine Schaufelfüße sind auf das Graben spezialisiert. Der Igel (Erinaceus europaeus) hat sein Fell in starke Stacheln verwandelt. Sie dienen zur Verteidigung, und wenn es nötig ist, rollt er sich mit aufgestellten Stacheln ein. Die Spitzmaus (Sorex araneus) und ähnliche Arten haben spitze rotgefärbte Zähne, während die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens), die Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens) und ähnliche Arten ganz weiße Zähne aufweisen.
     Zur Klasse der Flattertiere gehören die Fledermäuse. Die Fledermaus ist ein Säugetier, das eine Membran, patagio genannt, zum Fliegen besitzt; sie spannt sich zwischen dem Vorderbein, den Fingern, dem Körper, den Hinterbeinen und dem Schwanz. Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten: wegen des großen Verbrauchs an Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft stellt sie eine gefährdete Gruppe dar. Ihre Jagdtechnik besteht in der Ausstrahlung von Ultraschallwellen: Ein eventuelles Hindernis, zum Beispiel ein Nachtfalter, wird an den Absender zurückgesendet, der kann sie entschlüsseln und somit die Geschwindigkeit und die Richtung des Fluges verändern. In unserem Gebiet sind viele Arten gesichtet worden; unter ihnen die Großhufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) mit einem Maul, das einem Hufeisen ähnelt, der Abendsegler (Nyctalus noctula), der auf den Dachböden oder in Baumhöhlen lebt, und die Ohrenfledermaus (Plecotus austriacus), die leicht an ihren großen Ohren zu erkennen ist.
     Die Nagetiere sind Säugetiere, sie haben in beiden Kiefern meißelförmige Schneidezähne ohne Wurzeln, die ständig im Wachsen sind. Die Schneidezähne sind bei dieser Gruppe zur Ernährung notwendig, eine Waffe zur Verteidigung und ein gutes Werkzeug zum Graben. Die Nagetiere ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen, sind von mittelkleiner Größe und sehr gebärfreudig. Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) benutzt seinen dicken Schwanz, um beim Springen sein Gleichgewicht zu halten, und lebt auf den Bäumen wie der Siebenschläfer (Myoxus glis), ein nächtlicher Akrobat der Laubwälder; das Murmeltier (Marmota marmota) ist hingegen geschickt im Ausgraben auf den Höhenwiesen. Unter den kleineren Arten finden wir die Waldmaus (Apodemus sylvaticus); sie lebt bis zur Grenze der Grasvegetation auf den Hochwiesen in Konkurrenz mit der (Microtus agrestis), die auch im Winter aktiv ist.
     Der Fuchs (Vulpes vulpes) gehört zur Ordnung der Fleischfresser; er ist ein viel verbreiteter Hundeartiger, der in jedem Wohngebiet vom Meer bis ins Hochgebirge extrem anpassungsfähig ist. Auch der Dachs (Meles meles) ist wie der Fuchs ein Allesfresser und teilt mit ihm auch oft seinen Bau. Der Baummarder (Martes martes) ist wie der Dachs ein Marder und seine Gewandtheit erlaubt ihm, auf den Bäumen die Eichhörnchen zu fangen. Das große Wiesel, – das Hermelin (Mustela erminea), hat ein charakteristisches weißes Winterfell, das ihn auf dem Schnee tarnt. Sehr rar ist der Iltis, das Stinktier (Mustela putorius), das für seinen Gestank berühmt ist, und den er auch als Verteidigung benutzt; er wird von zwei Drüsen nahe dem Schwanzansatz hervorgerufen. Die Wildkatze (Felis silvestris) ist ein katzenartiges Tier, sie streift umher und dringt manchmal auch bis in unsere Provinz vor.
     Zehengänger oder Huftiere nennt man die Säugetiere, die den Fuß auf zwei großen Zehen aufsetzen: das geschieht beim Rothirsch, dem Edelhirsch (Cervus elaphus), Bewohner der Wälder des Cansiglio. Er ist wie das Reh (Capreolus capreolus) in der Provinz von Belluno sehr verbreitet. Das Reh lebt mit Vorliebe auf den Lichtungen und Wiesen in der Nähe der Wälder. Die Männchen beider Arten tragen ein in Bast gehülltes Abwurfgeweih (Hirsche). Die Gämse (Rupicapra rupicapra) ist unbestreitbar der König der Alpenwiesen; sie besitzt im Gegensatz zu den beiden anderen Geschlechtern richtige hakenförmige Hörner, die sie nicht abwirft (Familie der Rinder). Sehr schnell verbreitet sich auch das Wildschwein (Sus Scrofa), sein Körper ist mit langen steifen Borsten besetzt, beim Männchen sind die Eckzähne sehr entwickelt.


Der Rothirsch (Cervus elaphus): Er ist aufgrund einer ständig ansteigenden Bevölkerung auf der Hochebene des Cansiglio sowie in der ganzen Provinz von Belluno häufig vertreten. (foto F. Padovan)

Die Morphologie der Säugetiere
     Es sind Wirbeltiere mit gleichbleibender Körpertemperatur (warmblütig), sie haben vor allem Zitzen zur Ernährung der Jungen. Ihr Körper ist mit einem braungrauen Fell bedeckt, das nicht nur die Körpertemperatur konstant erhält sondern auch zur Tarnung dient. Das Fell trägt dazu bei, die Luft abzuhalten und den Wärmeverlust zu verhindern. Das Fell erscheint beim Wildschwein borstig oder wie beim Igel hat es sich in Stacheln verwandelt.
     In der Haut der Säugetiere befinden sich Fett- und Schweißdrüsen, Milchdrüsen und besondere Drüsen, die eine Sekretion ausscheiden, um das Gebiet zu markieren (wie zum Beispiel beim Hirsch und bei den Rehen).
     Die äußere Form ihres Körpers ist sehr verschieden, je nach dem Lebensstil, den sie führen; des weiteren ist das Gebiss sehr wichtig, an ihm kann man die jeweilige Tierart erkennen.
     Die Formen des Beckengürtels und der Schulterblätter sind verschieden; sie sind den umfassenden Bewegungen der Glieder je nach der Lebensart und der Fortbewegung (Springen, Laufen, Graben) angepasst.
     Die Position der Augen ist für ein reales Sehvermögen sehr wichtig; die Gämse lebt auf weiten Geländen und bedarf eines weiten Gesichtsfeldes, deshalb befinden sich ihre Augen an den Seiten des Kopfes. Der Fuchs als gutes Raubtier hat die Augen auf der Stirnseite, so kann er den Abstand zur Beute genauer berechnen. Das Gehör ist normalerweise sehr entwickelt, für den Tastsinn sorgen unter anderem spezielle Haare, die Spürhaare oder Schnurrhaare, während der Geruchssinn bei den hundeartigen Säugetieren den höchsten Entwicklungsgrad erreicht. Letztendlich zählt man die Säugetiere wegen ihrer psychischen Fähigkeiten zu den Höchstentwickelten unter den Wirbeltieren.