Die Käfer

Gefleckter Schmalbock (Strangalia) (Poda, 1761): Einer der gewöhnlichsten Käfer des Alpago, man kann ihn häufig auf den Doldengewächsen antreffen. (foto E. Gatti)

     Im Schaukasten der Laufkäfer befindet sich ein Pärchen (Männchen und Weibchen) und eine Larve des Carabus (Procerus) gigas Creutzer, 1799: Eine Art mit ledrig gerunzelter schwarzer Oberseite, seine Larve hingegen ist schwarz mit einer schönen hellblauen Abtönung. Es handelt sich um den größten Laufkäfer der italienischen Fauna; er kann bis zu 6,5 cm lang werden. Diese Art ist in Italien vorwiegend im Friaul Julisches Venetien und in der Provinz von Belluno, vor allem im Alpago, verbreitet. Es scheint, dass C. gigas fähig ist, mit dem gleichartigen Lederlaufkäfer (Procustes), Linné, 1758 (siehe den gleichen entomologischen Schaukasten) Hybride zu bilden, eine Seltenheit unter den Käfern.
     Im nebenhängenden Schaukasten ist unter den anderen Arten der Laufkäfer Pterostichus (Oreophilus) multipunctatus, Dejean, 1828, vorhanden. Er ist ein interessantes Beispiel für seine heutige geographische Verteilung, zu dem ein Relikt aus einem Gebiet, das in vergangener Epoche (vor dem Quaternär) verbreiteter war. Heute hingegen ist er im ganzen mittelöstlichen alpinen Gebiet vorhanden; überdies finden wir ihn in zwei punktförmigen Gebieten, die dem Monte Grappa und dem Monte Cavallo entsprechen. Hier konnte sich der P.multipunctatus vor der Verwüstung der quaternären Gletscher ,retten’, denn die zwei Berggruppen ragten aus der Eisbedeckung des Talbodens heraus; das heißt sie bildeten zwei ,Zufluchtsmassive’.
     Wenn wir mit der Betrachtung der, die Käfer betreffenden Schaukästen, fortfahren, fällt uns sofort der Hirschkäfer auf (Lucanus cervus), Linné, 1758, er ist besser auch als „fliegender Hirsch“ bekannt. Sein Name rührt von der Entwicklung und Verzweigung des Oberkiefers beim Männchen her, welche an das Geweih eines Hirsches erinnern; er ist der größte europäische Käfer, da er eine Länge von 8,5 cm erreichen kann. Die Entwicklung seiner Larven hängt vom sterbenden und faulenden Holz der alten Eichen ab, da sie im Mulm aufwachsen. Die frühere Angewohnheit, aus dem Wald das Holz der kranken Bäume zu entfernen, hatte eine fortschreitende Lichtung des Wohngebietes dieser Art zur Folge und somit wurde sie auch immer seltener.
     Schaukasten der Blattkäfer: Einigermaßen wichtig sind die Blattkäfer, Fabricius, 1775, und Plateumaris, Thomson, 1859. Die ökologische Bedeutung der Blattkäfer hängt davon ab, dass es Insekten sind, die stark an die Vegetation der Wasserumwelt gebunden sind (Sumpfrohr, Wasserrosen) und die man in den Tümpeln der Weiden, Teiche und den toten Zuflüssen der Flüsse findet. Es ist bekannt, dass diese Umweltarten überall im Rückgang sind; die Ursache ist die Urbarmachung der Sumpflandschaften und das Verlassen der Weidewirtschaft. Infolgedessen riskieren auch die Pflanzen- und Tierarten dieser Wohngebiete das Aussterben.
     Im Alpago haben wir drei Arten der Blattkäfer finden können, genaugenommen:
- Donacia reticulata, Gyllenhal, 1817: Sie wurde im Lamaraz von S. Anna (Tambre d’Alpago) auf 1050 m und auch in der natürlichen Oase „Lago di S. Croce“ (Farra d’Alpago) auf 370 m Höhe aufgefunden. Diese Art hat man auf den folgenden Pflanzen gefunden: Igelkolben (Sparganium spp.), Segge (Carex spp.) und Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifoglia); persönlich haben wir ihn auch auf Pflanzen wie dem Schilfrohr (Phragmites australis) gesammelt.
- Der Wasserschilfkäfer (Donacia aquatica) Linné, 1758, wurde im Lamaraz von S. Anna auf 1050 m gefunden. Er ernährt sich auf Pflanzen von Sparganium simplex, Ranunculus spp. und Segge (Carex spp).
- Plateumaris consimilis, Schrank, 1781; Er wurde in verschiedenen Gebieten des Alpago aufgefunden: Tambre d’Alpago 920 m, Lamaraz von S. Anna 950 m, Lokalität Pianon (Tambre d’Alpago) 950 m, Chies d’Alpago: Catehütte 1050 m, Chies d’Alpago: Pian Formosa 1100 m, Chies d’Alpago: Lokalität S. Daniele 720 m, Farra d’Alpago: naturalistische Oase „Lago di S. Croce“ 270 m. Diese Art ist sehr unterschiedlich in der Färbung: von metallgrün zu bronze bis dunkelblau; manchmal hat er auch eine intensive rote Farbe. Er ernährt sich vom Blütenstaub verschiedener Pflanzen von der Art der Segge (Carex) und wahrscheinlich auch der Sumpfdotterblume (Caltha palustris).


     Die Käfer unterscheidet man leichter von den anderen Insektenarten, da sie mit ,Deckflügeln’ ausgerichtet sind. Es sind lederartige Strukturen, die den Hinterleib und die Flügel bedecken; wenn das Insekt auffliegt werden diese seitwärts geöffnet und erlauben den Flügeln sich auszubreiten. Die Käfer stellen die größte Insektenordnung der Welt dar; etwa 400.000 Insektenarten, die bis heute beschrieben wurden, sind Käfer.